Die Auswirkungen der neuen Nutzungsbedingungen von WhatsApp für Unternehmen

Kürzlich kündigte Whatsapp ein Update seiner Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien an und nahm einige wichtige Änderungen vor, die seit der Übernahme von Whatsapp durch Facebook im Jahr 2014 irgendwie erwartet wurden.

Teamwire, Jan 26 2021

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Whatsapp persönliche Informationen und Daten von Nutzern mit Facebook teilen wird, um die Einkünfte aus Werbung weiter auszubauen. Für Unternehmen, die Whatsapp für geschäftliche Zwecke oder die Kundenkommunikation verwenden, haben diese Veränderungen sehr kritische Auswirkungen.

 

Wir haben bereits in der Vergangenheit über die Nachteile und Schäden berichtet, die entstehen wenn Whatsapp für Unternehmenszwecke verwendet wird und Firmen nahegelegt sich nach einer speziellen Mobile Business Messaging App umzusehen, um eine unternehmensweite Sicherheit, strengen Datenschutz und ein Höchstmaß an Produktivität sicherzustellen. Dennoch denken wir, dass nun wirklich jedes Unternehmen durch die geänderten Nutzungsbedingungen von Whatsapp ernsthaft darüber nachdenken sollte, Whatsapp nicht mehr für geschäftliche Zwecke zu verwenden, wenn nachhaltige Schäden an Mitarbeiter-, Kunden-, Lieferanten- und Geschäftspartnerdaten durch das Teilen mit Facebook verhindert werden sollen.

 

In einem ersten Schritt will Whatsapp die Telefonnummer und die persönlichen Informationen eines Nutzers mit Facebook teilen. Diese Daten sollen in erster Linie dazu verwendet werden relevantere Werbung einzublenden und wahrscheinlich dazu dienen, das Tracking von Nutzern zu vereinfachen. Da Whatsapp bald Umsätze erzielen will indem es Unternehmen ermöglicht an Whatsapp-Nutzer Nachrichten zu schreiben und mit ihnen zu chatten, werden dieselben Daten auch für die Identifizierung von Nutzern benötigt und ermöglichen Unternehmen mit diesen in Kontakt zu treten.

 

Die neuen WhatsApp Nutzerbestimmungen zusammengefasst

 

Vereinfacht gesagt erlauben die neuen Bedingungen Whatsapp, alle Daten eines Nutzers mit Facebook zu teilen. Eine ähnliche Klausel gab es zwar schon länger, aber die Möglichkeit für einen Nutzer, sich gegen die Weitergabe von Daten an Facebook zu entscheiden, ist nun entfallen. Nun darf Whatsapp Nutzerdaten wie die Telefonnummer, Kontakte des Adressbuchs, Transaktionsinformationen und/oder Kommunikationsdaten mit Facebook und allen seinen Tochterunternehmen (wie z.B. Instagram) austauschen.

 

Teilen der Telefonnummer

 

Zunächst wird Whatsapp die Telefonnummer und persönliche Informationen eines Nutzers mit Facebook teilen. Diese Daten sollen in erster Linie dazu verwendet werden, relevantere Werbung zu zeigen und wahrscheinlich auch, um das Tracking der Nutzer zu erleichtern. Da Whatsapp beginnt, Umsatz zu generieren, indem es Unternehmen erlaubt, Nachrichten und Chats mit seiner Nutzerbasis zu verschicken, helfen die Daten bei der Identifikation der Nutzer und ermöglichen es Unternehmen, sich einfach mit ihnen über alle Facebook-Plattformen und -Dienste hinweg zu verbinden.

 

Teilen des Adressbuchs

 

In einem zweiten Schritt ist es sehr wahrscheinlich, dass Whatsapp das Adressbuch eines Nutzers mit Facebook teilen wird. Das Adressbuch eines Nutzers gibt einen Überblick über dessen Familie und Freunde, mit wem er arbeitet, wer seine Kunden und Geschäftspartner sind, usw. Whatsapp hat auch Informationen über das Kommunikationsverhalten eines Nutzers: Mit wem er kommuniziert, wie oft er Nachrichten schreibt, zu welcher Tageszeit er chattet, etc. Sogar ohne Zugriff auf verschlüsselte Nachrichten erlauben diese beiden Datenquellen ein ziemlich gutes Verständnis vom Leben, den Interessen und den Gewohnheiten eines Nutzers. Das Adressbuch allein ist eine ziemlich mächtige Datenquelle für jegliche Art von Werbeeinnahmen, Marketingaktivitäten und auch für komplett neue Geschäftsmodelle. Whatsapp hat Zugriff auf das Adressbuch eines Nutzers und alle Kontakte eines Nutzers sind schon auf den Servern von Whatsapp gespeichert. Basierend auf den neuen Nutzungsbedingungen darf Whatsapp das Adressbuch mit Facebook teilen.

 

Teilen von digitalem Content

 

Ein genauerer Blick in die Bedingungen wirft auch Fragen nach den Rechten an Nachrichten und digitalen Inhalten auf. Gemäß den Bedingungen gewährt der Nutzer Whatsapp eine kostenlose Lizenz für alle Informationen und Medien, die mit der App gesendet, empfangen, hochgeladen und gespeichert werden. Auch wenn nicht klar ist, wozu diese Klausel dient, gibt sie Whatsapp faktisch das Recht, mit den Daten und Inhalten eines Nutzers zu machen, was es will. Außerdem kann diese Lizenz auf Facebook und seine Tochtergesellschaften übertragen werden. Insgesamt sind diese Unklarheiten eindeutig nicht das beste Vorbild für die Privatsphäre der Nutzer.

 

Verzögerung der Wirksamkeit der neuen Nutzungsbedingungen von WhatsApp

 

Viele Nutzer haben sich über die neuen Bedingungen und die Folgen beschwert. Um Missverständnisse zu vermeiden und die Transparenz zu erhöhen, hat Whatsapp nun die Wirksamkeit der neuen Bedingungen auf den 15. Mai 2021 verschoben. Wenn Nutzer Whatsapp weiterhin nutzen wollen, müssen sie die neuen Bedingungen jedoch spätestens zu diesem Datum akzeptieren.

 

Es ist klar, dass persönliche Daten normalerweise vertraulich sind und geschützt werden sollten. Im Falle eines Nutzers, der für Whatsapp nicht zahlen muss, kommt die„Bezahlung“ in Form von schwachem Datenschutzund der Erlaubnis persönliche Daten für Werbezwecke zu nutzen. Die Folgen können negativ sein, aber das ist letztendlich eine persönliche Entscheidung, die ein Nutzer treffen muss. Im Falle einer geschäftlichen Nutzung oder wenn ein Unternehmen Whatsapp nutzt ist diese Art von „Bezahlung“ jedoch inakzeptabel, da die Daten von Mitarbeitern, Kunden und Partnern höchst gefährdet sind. Diesesehr sensiblen Unternehmensdaten müssen besonders geschützt werden, um signifikante Schäden und Kosten im Bezug auf Kunden, Lieferanten, Marke/Reputation, PR, rechtliche Verfahren, Compliance, Wettbewerb und das Unternehmen insgesamt abzuwenden.

 

DSGVO-konform – Ja, Nein, Vielleicht?

 

Die Nutzung von Whatsapp für geschäftliche Zwecke war noch nie konform mit der DSGVO. Das am häufigsten genannte Problem ist hier das Hochladen des Adressbuchs ohne Zustimmung aller Kundenkontakte, was zu erheblichen Geldstrafen unter der DSGVO führen kann. Es gibt jedoch auch andere potenziell kritische DSGVO-Probleme: Die Speicherung von Daten außerhalb Europas, keine Kontrolle über die Kundendaten und keine Möglichkeit, DSGVO-Anforderungen wie das Recht auf Auskunft oder das Recht auf Löschung von Daten zu erfüllen. Mit den neuen Bedingungen von Whatsapp werden diese Probleme noch verschärft.

 

Diejenigen Unternehmen, die glauben, dass die Nutzung von Whatsapp als Teil der Schatten-IT ein kleines Vergehen ist, sollten wissen, dass es in Europa bereits mehrere DSGVO-Bußgelder für die Nutzung von Whatsapp für geschäftliche Zwecke gegeben hat. Das höchste Bußgeld lag bisher bei 150.000 €. Theoretisch kann ein Unternehmen für einen Verstoß gegen die DSGVO mit einer Geldstrafe von bis zu 4 % seines Jahresumsatzes oder maximal 20 Millionen Euro belegt werden.

 

Abgesehen von den DSGVO-Problemen hat ein Unternehmen keine Kontrolle und keinen Schutz von vertraulichen Kundendaten, Know-how und geistigem Eigentum, die über Whatsapp kommuniziert und geteilt werden könnten. Der potenzielle Verlust, das Durchsickern oder der Schaden solcher Informationen kann ebenso hoch sein.

 

WhatsApp ist nicht für die geschäftliche Nutzung gemacht

 

Unternehmen sollten sich hier nicht täuschen lassen: Momentan erleben wir nur den Beginn davon, wie Whatsapp persönliche Daten für geschäftliche Zwecke nutzen und teilen wird. Whatsapp wird den Zugriff auf und das Teilen von persönlichen Daten in den kommenden Jahren kontinuierlich ausbauen. Wenn Unternehmen nicht schnell Maßnahmen ergreifen, riskieren sie dass vertrauliche Daten von Mitarbeitern, Kunden und Partnern von Whatsapp für unvorhergesehene Zwecke genutzt werden. Es sollte Unternehmen auch bewusst sein, dass diese fragwürdige und kritische Datennutzung durch Whatsapp, wenn sie einmal geschehen ist, nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

 

Das datenbasierte Geschäftsmodell von Whatsapp steht im Konflikt mit Datenschutzanforderungen von Unternehmen. Wir empfehlen Unternehmen dringend, auf eine dedizierte Enterprise Messaging App umzusteigen, um Unternehmensdaten zu schützen und erhebliche Schäden zu vermeiden.

Erfahren Sie auch, welche Alternativen und Lösungsmöglichkeiten es bei einem Whatsapp Verbot für Unternehmen gibt, welche Rolle sichere Videokonferenzen dabei spielen und warum die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zum Problem werden kann.

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